REMEDi4ALL – Drug repurposing

EU-Projekt / Projektbeginn /

Das Projekt Remedi4All möchte das Wirkstoff-Neupositionierung, das so genannte Drug Repurposing, entscheidend voranbringen. Dabei geht es darum, bereits zugelassene Medikamente und Therapien zur Behandlung anderer Krankheiten weiterzuentwickeln. Der Prozess der Identifizierung, Erprobung und Validierung neuer therapeutischer Indikationen ist ein schnell wachsendes Forschungsfeld und Remedi4All möchte existierende Hürden abbauen und systemische Ineffizienzen verringern. Denn das Drug Repurposing bietet das Potenzial, Entwicklungszeiten und -kosten erheblich zu senken, da es sich auf bereits zugelassene, eingestellte, nicht weiterverfolgte oder in der Erprobung befindliche Wirkstoffe konzentriert. Diese Strategie ist insbesondere für seltene oder vernachlässigte Krankheiten, Krebs, neu auftretende Gesundheitsbedrohungen wie COVID-19 oder neue Arzneimittelkombinationen attraktiv. Darüber hinaus trägt diese Strategie zu nachhaltigeren Gesundheitssystemen bei.

Im Projekt entsteht ein europäisches Forschungs- und Innovationsökosystem, das eine schnelle und kosteneffiziente, patientenzentrierte Entwicklung und den Zugang zu neu positionierten Arzneimitteln ermöglicht. Zu diesem Zweck wird Remedi4All

  • eine Plattform aufbauen, die entlang der gesamten Wertschöpfungskette (wissenschaftlich, methodisch, finanziell, rechtlich, regulatorisch, geistiges Eigentum) Expertise und Dienstleistungen für patientenzentrierte Arzneimittel-Neupositionierung in allen Entwicklungsphasen und für jedes Krankheitsgebiet bereitstellt,
  • fortschrittliche in-silico-Tools für Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz, offene Datensätze und die erforderlichen Werkzeuge und Fachkenntnisse zur Aufklärung der Wirkmechanismen spezifischer Medikamente zusammenführen,
  • eine globale Community of Practice schaffen, die in einer Thinktank-ähnlichen Umgebung durch interdisziplinäre Aktivitäten und Veranstaltungen vernetzt ist,
  • die nächste Generation von Forschenden, Ärztinnen und Ärzten, Patientinnen und Patienten, politischen Entscheidungsträgern, Regulierungsbehörden und Förderinstitutionen in modernsten Methoden und Prozessen der Wirkstoff-Neupositionierung ausbilden,
  • den Dialog und eine Debatte fördern, um politische Fortschritte und einen gerechten Zugang zu neu positionierten Arzneimitteln in der EU zu unterstützen.

REMEDi4ALL demonstriert die Leistungsfähigkeit der neu geschaffenen Plattform an vier ausgewählten Projekten zur Wirkstoff-Neupositionierung in unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Jedes Projekt deckt ein separates therapeutisches Gebiet mit hohem ungedecktem medizinischem Bedarf ab: Bauchspeicheldrüsenkrebs, COVID-19, seltene und ultra-seltene Krankheiten.

Das Konsortium von Remedi4All besteht aus 24 Organisationen aus den Bereichen klinische und translationale Forschung, klinische Abläufe, Patienteneinbindung und -schulung, regulatorische Rahmenbedingungen, Governance, Health Technology Assessment sowie Preisgestaltung und Erstattung. Darunter finden sich das Fraunhofer-Institut für Translationale Medizin und Pharmakologie ITMP, das Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie IZI und das Fraunhofer-Institut für Algorithmen und Wissenschaftliches Rechnen SCAI.

Fraunhofer SCAI bringt seine Expertise aus dem Projekt Human Brain Pharmacome (HBP) in REMEDi4ALL ein. Gemeinsam mit Fraunhofer ITMP hat SCAI einen Ansatz zur Wirkstoff-Neupositionierung entwickelt, der in-silico-Analysen mit in-vitro-Screenings kombiniert. Ein weiteres Ergebnis des HBP war die Entwicklung eines wirkstoff- und mechanismenorientierten Modells.

Als Teil des Projekts HBP wurden Daten zu Wirkstoffen und Zielstrukturen analysiert, um Hypothesen zu generieren, die anschließend durch experimentelle Evidenz validiert wurden. SCAI wird Werkzeuge und Daten zu einem nachhaltigen Open-Source-Repository mit KI-Tools und frei zugänglichen Datensätzen beitragen, das nutzerorientierte in-silico-Entdeckungen in Arbeitspaket 4 (Forschungsdaten, Tools und in-silico-Entdeckung) unterstützt. Beispiele hierfür sind die folgenden „Pharmacomes“: Alzheimer-Krankheit, Parkinson-Krankheit und COVID-19 – zugänglich über den Biomedical Knowledge Miner (BiK>Mi).

REMEDi4ALL erhält 23 Millionen Euro aus dem Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon Europe der Europäischen Union (Fördervereinbarung Nr. 101057442) für die nächsten fünf Jahre.

Laufzeit: 09/2022 bis 08/2027